Wofür möchtest du eine Kerze anzünden?

In jeder Kirche gehören Kerzen und Kerzenleuchter zur selbstverständlichen Einrichtung. Kein Gottesdienst und keine kirchliche Feier, bei der nicht auch die Kerzen auf dem Altar angezündet werden. Mit ihrem Licht verweisen sie auf den lebendigen Gott wie auf Jesus Christus, das „Licht der Welt“ (Joh 8,12).

Dieser Hinweis sollte auch in einer Offenen Kirche nicht fehlen, die Altarkerzen oder eine andere Kerze also auch während der Öffnungszeiten entzündet werden. So werden Besucherrinnen und Besucher immer auch an die gottesdienstlichen Feiern, die in diesem Raum stattfinden, erinnert.

Darüber hinaus besteht bei Gästen egal welchen Alters und welcher Herkunft ein starkes Bedürfnis, selbst eine Kerze anzünden zu können, für viele ist es oftmals der einzige Grund, wieso sie eine Offene Kirche aufsuchen. So verschieden die Menschen, die hier kommen, so verschieden sind auch ihre Motive.

Das Entzünden einer Kerze kann ebenso Freude und Dankbarkeit ausdrücken wie Trauer; es dient zum Gedenken an kranke Angehörige oder Freunde wie zum Gedenken an brennende Probleme in der Welt. Es ist Ausdruck der Hoffnung wie der Not, die sprachlos geworden ist. Die sinnliche Erfahrung, das lebendige Flackern der Kerze, haben dabei eine sammelnde Kraft, die zum Gebet anregen und die Fürbitte unterstützen.

In vielen Offenen Kirchen finden sich als Anregung und Hilfestellung auch kleine Gebetstexte, die zum einen die christliche Bedeutung des Symbols „Licht“ erläutern, zum anderen auch dazu einladen und ermutigen, das Anzünden der Kerze mit einem persönlichen Gebet zu verbinden. Solche schriftlichen Hinweise stellen zum Beispiel Bibelverse wie Joh 8,12 dar, die auf einfache Weise die Verbindung von Licht und Jesus Christus aufzeigen.

Johannesevangelium Kapitel 8 Vers 12
Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: 
Ich bin das Licht der Welt. 
Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, 
sondern wird das Licht des Lebens haben.

Doch auch das Anzünden einer Kerze ohne die Aufnahme vorformulierter Gebetstexte stellt einen Weg dar, auf dem ein neuer Zugang zum Gebet gefunden werden kann. Dort, wo Ausdrucks- und Sprachfähigkeit des christlichen Glaubens mehr und mehr zurückgehen, bietet dieses sinnliche Angebot Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen die Chance, sichtbare Formen der Spiritualität neu kennen zu lernen.
(oikos-Institut für Mission und Ökumene. Evangelische Kirche von Westfalen)