Die Geschichte der Gemeinde

1290 wird das Bauerndorf Hilbersdorf erstmals in einer Urkunde erwähnt, als es von den Brüdern von Schönburg für den Preis von 5 Gulden und 20 Mark Silber an das Benediktinerkloster zu Chemnitz verkauft wurde. Wenige Jahre später traten auch die Brüder von Blankenau ihr Rechtsansprüche an das Kloster ab. Die Hilbersdorfer Bauern wurden dazu verpflichtet, Wasser aus dem Engelborn am Hohlweg ans Kloster zu liefern: Über eine hölzerne Röhre wurde das Quellwasser über vier Kilometer zum Kloster gebracht. Wenn die Leitung beschädigt war, musste sie ausgebessert und der Wasserdienst mit Pferdegespannen überbrückt werden. Der Hilbersdorfer Wasserdienst überlebte die Auflösung des Kloster 1541 und bestand auch für das Schloss Chemnitz bis mindestens 1622 fort.

Kirchlich gehörten die Hilbersdorfer Bauernfamilien zur Kirche von Glösa. Der Weg zum Sonntagsgottesdienst dauerte fast eine Stunde, aber erst zum Ende der Klosterherrschaft erhielt das Dorf 1518 eine eigene kleine Kirche im Talgrund in der Nähe des Ortsvorstehers: die Katharinenkirche.

Katharinenkirche in Hilbersdorf, Zeichnung vor 1842
(Kirchen-Galerie Sachsens, Dresden 1842, 231)

Betreut wurde die Kirche vom Pfarrer aus Glösa, der monatlich zum Gottesdienst kam, sich in der Zwischenzeit aber durch den Hilbersdorfer Schulmeister vertreten ließ. Über 300 Jahre lang genügte die Katharinenkirche mit ihren 138 Sitzplätzen für das kleine Bauerndorf und überstand den Dreißigjährigen Krieg 1618-1648 und und den Durchzug napoleonischer Truppen 1813.

Mit den Jahren wurde die alte Kirche jedoch baufällig und die Dorfbevölkerung wuchs erst durch die florierenden Steinbrüche, im 19. Jahrhundert dann im Zuge der Industrialisierung durch Zuzüge und kinderreiche Familien rasant an. Schon 1830 wurden erste Ideen für einen Neubau der Kirche entwickelt. Damals war die Bevölkerung auf einige hundert Personen angewachsen. Im Mai 1865 waren ausreichend Spenden eingegangen, um mit dem Bau der neuen Kirche mit 500 Sitzplätzen zu beginnen. Innerhalb von nur sechs Monaten stand der Rohbau. Ein Jahr später, am 12. November 1866, wurde die Kirche durch den geistlichen Leiter der Ephorie Chemnitz Archidiakon Gutzschebauch und den Glösaer Pfarrer Haupt geweiht und erhielt den Namen „Trinitatiskirche“.

Trinitatiskirche von Osten vor 1902
Trinitatiskirche mit Blick zum Altar vor 1902

Die Katharinenkirche war zu dem Zeitpunkt schon verkauft und zum Abbruch freigegeben. Die Steine wurden zunächst in Hilbersdorf, später in Siegmar und Schönau verbaut. Direkt am alten Standort führte die neue Bahnstrecke Chemnitz-Dresden vorbei, die 1869 in Betrieb genommen wurde. Der alte Friedhof und die alte Hilbersdorfer Schule blieben noch knapp 30 Jahre erhalten, wurden dann aber 1897 für die Reichsbahn angekauft und durch die Gleisführung des neuen Chemnitzer Rangierbahnhofs komplett überbaut.

Zwei Jahre nach der Einweihung der Trinitatiskirche wurde auch in Hilbersdorf die Verantwortung der Gemeindeglieder bei der Leitung der Gemeinde gestärkt und ein Kirchenvorstand eingeführt. Die Gemeinde blieb aber rechtlich noch Glösa zugeordnet. Eine selbständige Kirchgemeinde wurde die Trinitatiskirchgemeinde erst am 1. Otober 1881. Als ersten Pfarrer wählte der Kirchenvorstand den Riesaer Diakon Friedrich Karl Albert Börner. Schon 1898 wurde die Stelle eines Hilfsgeistlichen eingeführt, der besonders für die neuen Wohnquartiere in Neuhilbersdorf an der Weggabelung von Dresdner und Frankenberger Straße zuständig war. 1906 konnte eine erste Gemeindeschwester eingestellt werden.

Die Gemeinde war seit dem Bau der Trinitatiskirche weiter rasant gewachsen. Waren es 1866 nur 1.000 Einwohner gewesen, war ihre Zahl bis zur Gründung der selbständigen Gemeinde 1881 schon auf 3.000 gestiegen und bis zur Einrichtung der zweiten Pfarrstelle 1898 auf 7.000. Die alte Trinitatiskirche mit ihren 500 Plätzen kam damit schon nach wenigen Jahren an ihre Grenzen.

1911-1913 wurde daher ein neues repräsentatives Pfarrhaus mit drei Pfarrwohnungen und zahlreichen Gemeinderäumen errichtet, sowie ein angrenzendes Gemeindehaus mit großem Saal mit bis zu 160 Sitzplätzen. Zur Einweihung 1913 gehörten zur Trinitatisgemeinde schon über 16.000 Gemeindeglieder und drei Pfarrstellen.

Pfarrhaus der Trintatiskirchgemeinde (2024)
Gemeindehaus der Trinitatiskirchgemeinde (2024)

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dann auch die Sanierung und Erweiterung der mittlerweile 60 Jahre alten Trinitatiskirche angegangen: Mit der Ergänzung von zwei Emporen 1930 stieg die Zahl der Plätze auf bis zu 800. Im Zuge der Umbauarbeiten erhielt die Kirche auch einen neuen Altar, eine neue Orgel, sowie eine Brauthalle, ein Seelsorgezimmer und einen Gedenkort für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Mit etwa 20.000 Gemeindegliedern zählten damals in Hilbersdorf so viele Menschen zur Kirchgemeinde wie zu keinem anderen Zeitpunkt in ihrer über 700-jährigen Geschichte.

Foto der Trinitatiskirche vor 1902
Foto der Trinitatiskirche 2024

Die Austrittsbewegung des 20. Jahrhunderts und die zahlreichen Wegzüge der 1990er Jahre führten auch in Hilbersdorf zu einer deutlichen Verringerung der Gemeindegliederzahl. In der DDR-Zeit sank die Zahl der Gemeindeglieder von 20.000 auf 4.000. Schon bei der Sanierung des Gemeindehauses 1952 wurde der große Saal nicht wieder voll hergestellt, sondern in kleinere funktionale Räume aufgeteilt. Immerhin konnten bis zum Ruhestand von Pfarrer Hugo Eberhard Kändler 1967 noch drei Pfarrer in Hilbersdorf tätig sein. Dann blieben noch zwei Pfarrstellen, die zunächst Karl Butze und Werner Oehme, später Knut Geisler, Regina Doerffel und Christoph Haase innehatten.

Durch die Umbrüche der 1990er Jahre und die Bereinigung der Gemeindegliederstatistik war die Gemeindegliederzahl allerdings einem allgemeinen Trend folgend weiter gesunken. Im Jahr 2000 zählten noch 1.350 Menschen zur Gemeinde. Mit dem Weggang von Pfarrerin Doerffel blieb der Trinitatisgemeinde seitdem noch eine Pfarrstelle erhalten, die nacheinander von Katrin Wunderwald, Dr. Christiane Fischer und Dr. Magdalena Herbst bekleidet wurde. Die Gemeindegliederzahl näherte sich in dieser Zeit wieder der Größe an, die die Gemeinde vor 160 Jahren zur Errichtung der Trinitatiskirche hatte. Die Pfarrstelle der Gemeinde wurde deshalb nach dem Weggang von Pfarrerin Dr. Herbst auf eine halbe Stelle reduziert. Pfarrer Dr. Markus Löffler ist zu gleichen Teilen im Dienst für die Trinitatiskirchgemeinde und die Hochschulseelsorge an der TU Chemnitz angestellt.

Die geringere Zahl an Gemeindegliedern im Vergleich zu den Jahren 1910-1950 führte in den letzten Jahren zu einer engeren Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. Die bestehende Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde St. Markus wurde 2020 erweitert auf die Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden St. Andreas, St. Petri-Schloß und St. Jakobi-Kreuz in der Region Chemnitz-Mitte. Mit der Zeit entstehen zunehmend mehr gemeinsame Gottesdienste und Veranstaltungen, Gruppen, Kreise und sonstige Angebote.